Spacewalk: Weltraum Spaziergang

Weltraum Spacewalk

Weltraum: Was für ein romantischer Gedanke. Draußen im Weltall schweben. Ruhe, Stille, die Erde leuchtet unter Dir und nur eine kleine Schicht Astronautenanzug trennt dich vor dem tödlichen Vakuum des Weltalls. Was für ein Albtraum. So sehr ich das Weltall Liebe, bei dem Gedanken in einem Raumanzug im Weltall zu schweben wird mir sofort schlecht. Denn Spacewalk gehören zu den gefährlichsten Aufgaben überhaupt. Und ein Paar davon wären natürlich auch schon fast tödlich ausgegangen.

Warum werden im Weltraum Spacewalks gemacht?

Warum müssen die Astronauten überhaupt daraus? Ich meine es ist ja schon schlimm genug in der Rakete zu sitzen, mit dem Wissen dass unter mir gleich tonnenweise Sprengstoff angezündet werden. Die Internationale Raumstation ISS ist eine Forschungsstation auf der Experimente in Schwerelosigkeit durchgeführt werden können.

Und ein paar dieser Experimente sind außerhalb der Station. Zum Beispiel um kosmische Strahlung zu messen. Außerdem ist der Job der Astronauten nicht nur Experimente zu betreuen, sondern auch die ISS instand zu halten.

Das heißt wenn irgendwas repariert werden muss oder irgendwas sauber gemacht werden muss. Dann müssen die das machen und wer soll sonst machen?

Über 450 Spacewalks gab es bisher und natürlich endete direkt der allererste fast tödlich. Kommen wir also zu unserem Platz drei der fast beinahe tödlichen Spacewalks.

Platz 1 Alexey Leonov

Weltraum Spacewalk Alexei Leonov

Alexey Leonov war ein sowjetischer Kosmonaut. Und ein ganz besonderer weil er eben überhaupt der erste Mensch bei der jemals ein Spacewalk durchgeführt hat. Klar dass beim ersten Mal vielleicht noch ein bisschen mehr schief gehen kann. Aber irgendwer muss ja mal den Anfang machen.

Am 18 März 1965 Dialog flog er dafür ins Weltall. Ziel: in eine Umlaufbahn um die Erde kommen, dann aus dem Raumschiff aussteigen und frei im Weltall schweben. Nur verbunden über eine fünf Meter lange Sicherheitsleine.

Um noch mal zu veranschaulichen dass ich hier nicht übertreibe mit ooh gefährlich, gefährlich. Das Raumschiff mit der nigel-nagel-neuen Luftschleuse wurde vorher 100 mal kurz unbemannt getestet. Am Anfang alles super. Raumschiff erreicht den Erd-Orbit. Ein Luftschleuse hat sich fantastisch ausgefaltet. Aber dann gab es leider einen kleinen Funkfehler und die Bremsraketen fing anzuzünden.

Das Ding fing an richtig wild im Erd-Orbit zu rotieren und dann wurde der Selbstzerstörungsmodus ausgelöst und das Ding explodierte im Weltall. Dumm gelaufen.

Und trotzdem flog Alexej mit seinem Kollegen einen Monat später mit so einem Raumschiff ins Weltall. Na gut, ich meine, also die Luftschleuse hat ja funktioniert. Weil das war ja das wichtigste.

Der Start und der Weg ins All liefen soweit super und dann war es Zeit für den Ausstieg ins Weltall. So sah das damals aus das Foto vom ersten Menschen der jemals eine Raumstation verlassen hat. Sieht bis dahin noch ganz entspannt aus. Leonov hat mal in einem Artikel über sein kleines Abenteuer geschrieben, dass er sich gefühlt hat wie eine Möwe, die hoch oben über der Erde ihre Flügel ausstreckt und schwebt.

Süß wie eine Möwe! 12 Minuten flug unsere kleine sowjetische Möwe da draußen im Weltall. Bis ihm etwas auffiel. Seine Hände waren irgendwie nicht mehr richtig in seinem Handschuh drin. Und seine Füße waren auch nicht mehr richtig in seinen Schuhen drin. Also eher so halb in der Hose.

Seine Anzug hatte angefangen sich auszudehnen. Das unangenehme am leeren Raum ist ja nun mal leider dass er leer ist. Es gibt da oben nichts. Es gibt keine Luft um einen herum ist Vakuum. Und die Luft ist ja nicht nur ganz praktisch wenn man atmen möchte, sondern die Luft um uns herum übt auch einen Druck auf uns aus. Den Atmosphärendruck. Und wenn der nicht mehr da ist dann können sich Dinge, die mit Luft gefüllt sind, ausdehnen. Weil sie ja von außen nicht mehr zusammengedrückt werden.

In dem Fall von Leonov passierte genau das, weil sein Raumanzug war ja mit Luft gefüllt. Und diese Luft fing an draußen im Vakuum seinen Raumanzug auseinander zu drücken. Leonov versuchte dann so schnell wie möglich zur Luftschleuse zu kommen. Da wurde aber der Alptraum dann richtig hart.

Er passte nämlich jetzt nicht mehr durch die Luftschleuse durch. In dem Moment zu realisieren: Okay, ich bin draußen im Weltall. Ich komme nur nach Hause zur Erde zurück wenn ich durch diese Luftschleuse durchgehe. Und ich passe nicht durch diese Luftschleuse durch. Und ich habe noch ca. so für 40 Minuten Sauerstoff und ich kann nicht aus meinem Raumanzug raus.

Ja was soll er machen? Soll er die Luft aus seinem Raumanzug rauslassen? Ja
genau das hat er gemacht. Leonov‘s einzige Lösung war Luft aus seinem Anzug rauszulassen, damit er wieder kleiner wird. Also die einzige Luft die er da oben zum Atmen hat.

Er hatte an seinem Anzug ein kleines Ventil und konnte so nach und nach immer wieder ein bisschen Luft ablassen bis der Anzug wieder klein genug war um durch die Luftschleuse in die Kapsel zurückzukehren. Mit Herzrasen, komplett verschwitzt aber alles noch mal gut gegangen und Mission completet.

Platz 2 Eugene Cernan

Weltraum Spacewalk Eugene Cernan

Zweiter Platz der fast tödlichen Spacewalk. Der NASA Astronaut Eugen sollte der dritte Mensch sein, der einen Weltraumspaziergang macht. Leider spazierte er dabei aber auch durch die Hölle.

Eugene Cernan war eigentlich als Ersatzkandidat für diese Mission eingetragen. Die beiden Boys, hier vorne, die waren ursprünglich für dieses Spacewalk Mission auserwählt. Aber leider stürzten sie bei einem Jet-Unfall auf dem Weg zum Astronauten Trainingszentrum ab und überlebten nicht.

Somit waren die Eugene Cernan und sein Kollege Tom Stafford die neuen Auserwählten. Eugene sieht übrigens wirklich auf jedem Foto so aus, als hätte er richtig Bock auf diesen Job. Aber egal! Ab ins All mit Euch. Die Mission war nicht das Eugene nur mal kurz im Weltall vor die Tür geht, ursprünglich war geplant dass sie an einen Weltraumsatellit andocken und dann unter anderem einen neu entwickelten Space-Rucksack mit Düsenantrieb den AMU „Astronaut Maneuvering Unit“ testen. Der AMU war so ein bisschen Beta Version Ironman. Ein Düsen Rucksack mit dem man sich durchs Weltall frei bewegen können sollte. Leider war dieser Düsen Rucksack außerhalb des Raumschiffs angebracht.

Deswegen war der Plan dass Eugene aus dem Raumschiff aussteigt, sich dann an den Haltegriffen am Raumschiff entlang hangend zum das Düsen Rucksack da anzieht und dann alle anderen Aufgaben Ironman Style erledigt. Ursprünglich sollte auch einfach wirklich frei mit diesem Düsen Rucksack durchs Weltall schweben können. Aber dann dachte sich die NASA ja lass mal lieber eine Sicherheitsleine noch an den Rucksack dran machen. Wir haben nämlich bald keine Astronauten mehr übrig.

Am 3. Juni 1966 flogen die beiden ins All und die erste Aufgabe andockt Manöver wurde direkt geschmissen als die beiden aus dem Fenster schauten. Denn so sollte der Satellit eigentlich aussehen und so seien Wirklichkeit im All aus. Das weiße hier vorne sollte eigentlich beim Eintritt ins All abgekoppelt werden und Tom Stafford hat es auch ganz süß beschrieben „Das sieht aus wie ein wütender Alligator, der sich dreht.“

Aber der Spacewalk stand natürlich trotzdem noch auf dem Programm. In der Raumkapsel wurde der Luftdruck abgelassen. Die Luke über ihren Köpfen wurde geöffnet und da merkte Eugene schon dass der Raumanzug, den er an hatte im Vakuum steinhart war. Jede Bewegung in seinem Anzug war unglaublich zäh. Es fühlte sich für ihn so an, als wäre er in einer eingerosteten
Ritterrüstung gefangen und alleine aus der Raumkapsel rauszukommen und da so die ersten Fortbewegungs-Übungen zu machen war so dermaßen anstrengend.

Eugene war da schon völlig erschöpft aber versuchte irgendwie trotzdem so gut es ging um die Raumkapsel rum zu kommen und zu diesem verdammten AMU zu gelangen. Er schaffte es auch bis zum AMU um dann festzustellen, dass er sich fühlte als wäre er drei Marathons gelaufen und es war ihm einfach unmöglich diesen AMU anzuziehen.

Mittlerweile war die Raumkapsel auch auf der Nachtseite der Erde angekommen. Das heißt es war komplett finster und er war so überhitzt dass sein Visier vorne komplett beschlagen war. Er konnte also gar nichts mehr sehen und bekam richtig Panik, denn er war völlig orientierungslos. Nur mit seiner Nasenspitze schaffte es Eugene einen kleinen Bereich an seinem Visier wieder frei zu wischen. Kompletter Albtraum!

Und auch Stafford merkte in der Raumkapsel dass Eugene am Ende seiner Kräfte war und der war ja noch nicht mal in diesem Ironman Ding drin. Es stand sogar die Frage im Raum, ob Eugene überhaupt zurück in die Kapsel schafft oder ob er im All zurück gelassen werden muss. Stefan gab ihm das Kommando die Mission sofort abzubrechen und nach zwei Stunden Space Walk durch die Hölle schaffte Eugene mit kompletter Überhitzung und ultra starken Schmerzen zurück in die Raumkapsel hinein.

Nach der Landung fanden die Mediziner, dass Eugene mehrere Liter Wasser rausgeschwitzt hatte. Allein in seinen Space Boots war jeweils ein halber Liter Wasser drin. Und nach seinem höllen Space Walk wurde das Space Walk-Training angeführt. Da müssen die Astronauten unter Wasser all die Abläufe und die Fortbewegung einmal üben. Ist auch besser so, bevor es das erste mal 400 Kilometer über der Erde um dein Leben geht

Platz 3: Luca Parmitano

Weltraum Spacewalk Luca Parmitano

Luca Parmitano hat mit Sicherheit das absurdeste Todesszenario ever im Weltall überlebt. Denn er wäre beinahe bei einem Space Walk ertrunken. Luca war mit seinem Kollegen Chris Cassidy draußen um, unter anderem, ein paar Kabel an der Station zu verlegen, als er plötzlich merkte dass eine Flüssigkeit an seinem Kopf entlang wanderte. Chris schaut ihn an und dachte
zuerst vielleicht war der Schweiß aber bemerkte dann das ist viel zu viel Flüssigkeit für Schweiß. Die beiden waren mit der Mission Control verbunden die auch schnell reagierte und fragte: „Luca hast du das Gefühl es wird immer mehr Flüssigkeit?“ Und Luca: „Ja es wird immer mehr Flüssigkeit.“

Fast anderthalb Liter Flüssigkeit kam in seinem Helm und keiner wusste warum. Luca kann natürlich nicht mit seinen Händen durch seinen Helm an sein Gesicht dran um irgendwie das Wasser von seiner Nase und seinen Augen weg zu wischen. Was ich mir generell schon ziemlich nervig vorstelle, wenn ich mich 8 Stunden nicht an der Nase kratzen kann. Aber in dem Fall kompletter Albtraum. Vielleicht ist ja klar dass anderthalb Liter Wasser jetzt nicht reichen um so einen ganzen Astronauten Helm aufzufüllen aber in Schwerelosigkeit da läuft das ein bisschen anders ab.

Viele Sachen verhalten sich in Schwerelosigkeit nämlich komplett anders als hier unten auf der Erde. Deshalb kann man auf der Raumstation auch Experimente machen, die so hier unten absolut nicht möglich sind. Und Wasser hat eine Eigenschaft die wir hier auf der Erde nur begrenzt beobachten können. Es klebt und klettert nämlich an festen Oberflächen entlang.

Sowas nennt man Adhäsionskraft. Wegen dieser Adhäsionskraft müssen wir uns zum Beispiel auch nach dem Händewaschen die Hände abtrocknen. Weil das Wasser ja überall an unserer Hand dran ist. Wenn so ein Wassertropfen nämlich zu schwer wird dann tropft er eigentlich runter. Aber in Schwerelosigkeit nicht.

Chris Hadfield hat das hier in diesem Video einmal schön demonstriert, indem man auf der Raumstation ein nasses Handtuch auswringt. Das Wasser tropft nicht einfach runter sondern legt sich überall auf seine Hände und seine Arme. Weil es eben schwerelos ist.

Genau das macht das Wasser auch, als es bei Luca in den Helm kam, es kletterte sein Gesicht entlang und er hatte keine Ahnung woher es kam oder ob es überhaupt stoppen könnte. Die erste Idee war, dass sein Trinkbeutel der in seinem Helm integriert war, vielleicht ein Leck hat. Deswegen trank Luca den gesamten Trinkbeutel aus und trotzdem kann weiterhin Wasser nach. Ab dem Zeitpunkt war klar, die Mission muss auf jeden Fall sofort abgebrochen werden. Sonst ertrinkt Luca in seinem eigenen Helm. Das schlimme war ja nicht nur dass er schlechter atmen konnte, sondern dass er auch nichts mehr sehen konnte.

Das Wasser lag ja auf seinen Augen und schränkte seine Sicht komplett ein. Und die ISS war mittlerweile auch auf der Nachtseite der Erde angekommen. Er konnte also nichts mehr sehen und war komplett orientierungslos. Er versucht irgendwie aus dem Gedächtnis heraus den Weg zurück zur Schleuse zu finden. Also er hangelt sich sozusagen blind an der Raumstation entlang Richtung Schleuse. In der Schleuse angekommen ist der Alptraum immer noch nicht vorbei. Denn er muss ja so lange in seinem Anzug in der Schleuse warten bis der Luftdruck wieder angepasst ist

Seine ganze Crew steht währenddessen innerhalb der Raumstation an der Schleuse und wartet darauf dass sie Luca endlich in die Station holen können um ihn aus diesem Anzug zu befreien. Und was kann Luca machen? Nichts! Er kann nur warten und hält die Luft an bis endlich die Schleusentür aufgeht. Sie ziehen ihn in die Station und befreien ihn in letzter Sekunde aus seinem Anzug. Alles gut gegangen, Nerven behalten, alles richtig gemacht. Lukas Kommentar dazu: „Ich habe erlebt, wie es ist, ein Goldfisch im Goldfischglas zu sein, aus der sicht des Goldfisches.“ Ja so kann man es auch sehen.

Aber was natürlich immer noch nicht klar war woher kam bitte dieses ganze Wasser? Der Astronautenanzug besteht aus mehreren Schichten, die die Astronauten vor dem Weltall schützen sollen. Natürlich sind diese Schichten auch extrem gut isoliert, weil da draußen sehr starke Temperaturunterschiede herrschen. Aber Menschen geben natürlich selber auch Wärme ab. Deshalb ist eine Schicht des Astronautenanzugs mit einem Kühlungssystem versehen.

Viele kleine Röhrchen gehen durch den Stoff und Wasser fließt dadurch um die Körperwärme des Astronauts zu regulieren. Das war z.B damals bei Eugene Cernan noch nicht der Fall. Der hatte sowas nicht in seinem Anzug und deswegen ist er so krass überhitzt, weil die Wärme die er abgegeben hat im Anzug blieben. Genau in diesem Kühlungssystem lag bei Luca das Problem.

Irgendeine Pumpe im Kühlungssystem war verstopft und das Wasser sammelte sich an der Stelle und floss dann irgendwie in den Luftkreislauf ein. Also statt Luft kam auf einmal Wasser durch diese Stelle. Wenn Luca nicht zurück in die Station gekommen wäre, dann hätte es sehr mies enden können. Aber im Weltall ertrunken das wäre auf jeden Fall ein sehr einzigartiger Tod gewesen. Das zeigt wieder, dass man als Astronaut wirklich mit allem möglichen rechnen muss. Manchmal auch mit so völlig absurden Gefahren wie ertrinken im Weltall. Space Walk sind immer für eine Überraschung gut!

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4 Thoughts to “Spacewalk: Weltraum Spaziergang”

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